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50 Jahre Gemeinschaft, Kultur und Wissenschaft

Festakt am Martin-Schleyer-Gymnasium Lauda

Zum 50. Geburtstag des Martin-Schleyer-Gymnasiums kam eine große Zahl illustrer Gäste nach Lauda, zum Teil von weither, um zusammen mit dem Schulleitungsteam, dem Lehrerkollegium, den Klassen- und Kurssprechern der Schüler und den Vertretern des Schulträgers, der Stadt Lauda-Königshofen, in der Aula des Gymnasium den besonderen Anlass zu würdigen. Für den feierlichen Rahmen einer solch außergewöhnlichen Geburtstagsfeier sorgten verschiedene Solisten und Ensembles der Schule: Projektorchester, Chöre und Bigband des MSG (Ltg.: S. Ultes, S. Schulz-Thierbach), am Klavier Sophia E. (10a) sowie Schüler, Lehrer und Hausmeister bei einem Becher-Rhythmus zu „We celebrate“, per Video (Jonathan E., Noah K., 10b) zugeschaltet.

Durch das umfangreiche Programm von Grußworten, Reden und Musikbeiträgen des Festakts führte dabei überaus unterhaltsam ein Moderatorenteam, bestehend aus Steffi Werner, Mitglied im Schulleitungsteam, und den beiden Schülersprechern Milena Grimm und Boran Aksoy. So versuchten sie etwa bei allen Rednern herauszufinden, was diese vor 50 Jahren, im revolutionären Jahr 1968, gemacht hatten.

Die Rolle als Gastgeber teilten sich der Schulleiter des Martin-Schleyer-Gymnasiums, Dr. Gernert, und Bürgermeister Maertens. In seiner Begrüßung wies denn auch Dr. Gernert auf die gute Kooperation mit der Stadt Lauda-Königshofen hin, die „durch Effizienz und Effektivität geprägt“ sei, was für die gute Realisierung noch ausstehender Projekte sprechen würde. Bürgermeister Maertens hob seinerseits in der Begrüßung die hohe architektonische Qualität des Schulgebäudes und der Außenanlagen hervor, gut sichtbar in den Fotos der Anfangsjahre, die sich in der hervorragenden Festschrift fänden. Bei der Wahl des Wohnorts sei für viele Eltern weiterhin das Vorhandensein eines Gymnasiums vor Ort ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Den großen Wert von Bildung betonte auch Prof. Dr. Reinhart in seinem Grußwort. Als Fraktionsvorsitzender der CDU im baden-württembergischen Landtag und damit Teil der Landesregierung konnte er denn auch gleich darauf hinweisen, dass demnächst im Landeshaushalt viel Geld für die Sanierung von Schulen reserviert sei. Er beschwor  den guten Geist des Martin-Schleyer-Gymnasiums, die große Kontinuität - nur drei Schulleiter in 50 Jahren – und erinnerte an den Namensgeber Johann Martin Schleyer, der sein Wirken, seine Konstruktion einer Weltsprache einst „dem Wohle der zerklüfteten Menschheit“ gewidmet hätte.Voll des Lobes für das MSG, eine mit ECDL, Fair-Trade-AG, Imker-AG, Schulsänitätsdienst, Theater-AG und vielem mehr vielfältig aufgestellte Schule, war auch die ebenfalls eigens aus Stuttgart angereiste Schulreferentin Dr. Schickler. Es sei ihr eine Ehre und Freude, die Glückwünsche des Kultusministeriums zu überbringen. Als Lateinlehrerin wisse sie sehr wohl um die Bedeutung des Namens „Lauda“, der Imperativform des Wortes „laudare/loben“. Sie sehe eine gute Zukunft für diese Schule, gerade auch im Blick auf das Leitbild des MSG, in dem von Verantwortung, Wertschätzung und Respekt die Rede sei, was sie bei ihrem letzten Besuch im Juli so auch erlebt hätte.

In seiner Rede zum Festakt mit dem Titel „Verknüpfung von humanistischer Tradition und Moderne“ unterstrich der Schulleiter Dr. Gernert die weiterhin große Bedeutung des allgemeinbildenden Gymnasiums in der heutigen Zeit, einer Zeit grundlegend veränderter und „komplexer Rahmenbedingungen“. Er umriss diese mit den Stichworten „Gentechnologie, weithin ungelöste Umweltprobleme, Globalisierung, eine mit rasanter Geschwindigkeit und kaum abschätzbaren Folgen voranschreitende Digitalisierung, wachsende Spezialisierung und das soziale Auseinanderdriften von Staaten und Gesellschaften“. In der Folge würden heute aber gerade umso drängender grundlegende Seinsfragen gestellt: „Was ist der Mensch?“, „Was soll er sein?“, „Welches Verhältnis nimmt er gegenüber einer durch künstliche Intelligenz beflügelten Technik ein?“ Gerade hier könnten die im Humanismus, auf der Basis des Begriffs der Menschenwürde entwickelten Ideen der „Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit als zentrale Gestaltungsmerkmale für das Zusammenleben“ fungieren.

Der Wert der Würde des Menschen sei Besitz und Auftrag zugleich und so gebe es im Unterricht des MSG angesichts der heutigen Herausforderungen viele Innovationen im Sinne eines „dosierten Wandels“, es gehe um „Orientierung statt exemplarischer Beliebigkeit“, die das große Ziel „Abitur/Reifezeugnis“ nie aus dem Blick verliere. Und so sei der Unterricht am MSG einerseits schülerzentriert, etwa bei der Entwicklung und Durchführung sogenannter Lernspiralen nach Heinz Klippert, andererseits aber sei, „im Sinne von John Hattie“, der Lehrer nicht nur Lernbegleiter, sondern habe durch seine Professionalität durchaus auch das Recht und die Pflicht, die ihm anvertrauten Schüler beim Lernen und der Persönlichkeitsbildung gezielt anzuleiten. Dieses umfassende, ganzheitliche Lernen am allgemeinbildenden Gymnasium werde „am MSG noch durch das G 9“ begünstigt, das - bei der gleichen Stoffmenge wie im G 8–Gymnasium - „mehr Zeit für das Üben, Vertiefen und Anwenden“ lasse, so beispielsweise in einem zusätzlichen Vertiefungskurs Mathematik in der Kursstufe. Das MSG sei so „unter der Trilogie Gemeinschaft, Kultur und Wissenschaft“, dem Motto des Jubiläumsjahres, und mit seinen vielfältigen Außenkontakten gut aufgestellt. Darüber hinaus hätten „jüngste Untersuchungen über das Gymnasium und andere Schularten Absolventen eines allgemeinbildenden Gymnasiums mit Abstand die höchsten Erfolgsaussichten bescheinigt“.

Als Beispiel für einen solch erfolgreichen Absolventen eines allgemeinbildenden Gymnasiums, genauer des Martin-Schleyer-Gymnasiums, hatte Dr. Gunther Wobser, promovierter Wirtschaftswissenschaftler der Firma LAUDA, die Ehre, den Festvortrag mit dem Titel „Ökonomie und Bildung im Zeitalter der Globalisierung“ zu halten. Für ihn sei Ökonomie, trotz der durch Lehman Brothers vor zehn Jahren verursachten Weltwirtschaftskrise, weiterhin „die Grundlage des Handelns“. Im Hinblick darauf, dass es „noch nie so leicht und so preiswert“ war, „ein Unternehmen zu gründen“, sei es problematisch, dass nach „einer Studie der Beratung EY vom August dieses Jahres“ 70 Prozent der Studenten im Blick auf ihre Zukunft Familie und Freunde an die erste Stelle setzten, dagegen „nur 41 Prozent der befragten Studenten dem beruflichen Aufstieg eine hohe Bedeutung“ beimaßen. Hier seien die Schulen gefordert, wie auch aktiv unterstützend die Unternehmer. In seinen Ausführungen zur Bildung stellte er angesichts des Fehlens von Lehrern und vieler Unterrichtsausfälle „dem Bildungsstandort Deutschland ein schlechtes Zwischenzeugnis aus“ und positionierte sich gegen das zuletzt in Bayern wiedereingeführte neunjährige Gymnasium. Schulen sollten mehr Geld bekommen und eine „höhere Eigenständigkeit“ erhalten. Eine gute „pädagogische Ausbildung“ der Lehrer sei „unerlässlich“, aber auch die Eltern müssten ihren Erziehungsauftrag wahrnehmen. Beim Stichwort „Globalisierung“ sprach er das in der aktuellen politischen Diskussion belastete Thema Immigration an. Seiner Meinung nach benötige man in Deutschland jedes Jahr 400.000 Immigranten, wobei nach einer neuen Allensbach-Umfrage „mehr als drei Viertel der Deutschen eine schnelle Verabschiedung des Einwanderungsgesetzes befürworten“ würden. Da in diesem Zusammenhang „Sprache und Kultur“ grundlegend seien, müssten diese „neu und effektiver vermittelt werden“ und zwar „durch eine intelligente Kombination von multimedialem Selbstlernen, Gruppenarbeit und Coaching durch einen Lehrer“.

Um letztendlich erfolgreich zu sein, müsse man „die Kräfte Ökonomie, Bildung und Globalisierung im Gleichgewicht halten“ und man bräuchte dazu „einen nationalen Kraftakt, an dem alle konstruktiv mitwirken“, wobei vor Ort oft die wichtigen Grundlagen gelegt würden. Dem Martin-Schleyer-Gymnasium „mit seinem großartigen, global denkenden Namensgeber aus Oberlauda“, „meinem Gymnasium“, das sich in 50 Jahren „einen wichtigen Platz in der regionalen Schullandschaft erarbeitet“ habe, käme dabei „eine besondere Bedeutung“ zu.

Nach dem den offiziellen Festakt abschließenden Klassiker „Freude schöner Götterfunken“ (Schiller/Beethoven) wurden die Gäste zu einem Stehempfang in die Cafeteria eingeladen, zu Sekt, Selters und wunderbar dargebotenen „Häppchen und Kanapees“, um die Feststimmung noch ein wenig in Gesprächen nachklingen zu lassen. msg/adh