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Ein „göttliches“ Fest zum Abschluss der Schullaufbahn

Gleich zweimal wurde am Martin-Schleyer-Gymnasium die Traumnote 1,0 vergeben!

Den Olymp zu erklimmen, gilt nicht nur dem ehrgeizigen Wanderer als verlockendes Ziel; gibt die griechische Mythologie doch das Bergmassiv zwischen Thessalien und Zentralmakedonien als den Wohnsitz der Götter oder gar als den Thron des Zeus aus. Nicht verwunderlich also, dass sich die Abiturientinnen und Abiturienten des Martin-Schleyer-Gymnasiums in Lauda-Königshofen mit ihrem Abimotto „Abikropolis“ den griechischen Göttern gleichsetzten; sahen sie sich doch auf ihrem neunjährigen Weg zum Gipfel des Schul-Olymp mit ähnlichen Strapazen konfrontiert, wie Sisyphos mit seinem Felsblock. Doch fanden sie – anders als der besagte Sisyphos – ihren Weg zum Gipfel des Berges, und haben ihn nun mit Bravour bezwungen; gleich zweimal sogar mit der Traumnote 1,0.

So fanden auch die beiden Moderatoren Franziska Fischer und Florian Christ zur Begrüßung passende Worte: Als „erstaunt und überrascht, wie schnell die Zeit vorüber ging“, resümierten die beiden Schülersprecher stellvertretend für ihre ganze Stufe ihren auch steinigen Weg zum Abitur, der nun wirklich letzte Schritt zum Erklimmen des Olymps, der mit der Abiturfeier in der hellenisch-geschmückten Stadthalle Lauda am vergangenen Wochenende gebührend gefeiert wurde.

Als einen bewegenden Moment für die Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrer und die gesamte Schulgemeinschaft bezeichnete der kommissarische Schulleiter Christoph Müller das Bild der Abiturienten auf der Bühne. Mit einem Gesamtdurchschnitt von 2,0 lobte er auch die Leistung der Absolventen und gratulierte allen zur bestandenen Abiturprüfung.

Dass Freiheit und Verantwortung zusammengehörten, unterstrich im Anschluss Hubert Segeritz als stellvertretender Bürgermeister der Stadt Lauda-Königshofen. Mit einem Schwank aus seinem eigenen Leben blickte er auf seine damalige Abitur- und Studienzeit zurück und finalisierte schließlich, dass jede Zeit und jede Generation ihre eigenen Herausforderungen habe. So müssten sich die Abiturienten nun ihren Herausforderungen des Lebens stellen, Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen und ihren Teil zu einer funktionierenden Gesellschaft beitragen. Dafür müsse schließlich auch die Kommune die nötigen Weichen stellen, weshalb es sich der stellvertretende Bürgermeister nicht nehmen ließ, die für die Zukunft des Gymnasiums notwenigen Investitionen in Aussicht zu stellen.

Über die „interessanten Zeiten“, in denen wir leben, referierte der Vertreter des Elternbeirats, Matthias Götzke, in seinen Grußworten. Was die einen als Fluch bezeichnen, nehme er als Ansporn. Die Welt drehe sich schließlich schneller als manchem genehm ist, doch würden gerade diese turbulenten Jahre in unsicheren Zeiten Persönlichkeiten formen. Die Welt habe sich schließlich seit der 5. Klasse gewandelt. Und so richtete er abschließend auch einen Appell an die Absolventen: Die unbequemen Momente durchzustehen, hätten sie in den vergangenen Jahren und Wochen bravourös unter Beweis gestellt. Nun sei der Mut in die eigenen Fähigkeiten gefragt, um mit dem verdienten Abitur die „interessanten Zeiten“ der Zukunft zu bewältigen.

Das „Buch des Lebens“ stand im Zentrum der Rede der Scheffelpreisträgerin Anna Herold. „Wir alle haben die Herausforderung ‚Abitur‘ gemeistert“; sie sei stolz, dieses Kapitel von ihrer „To Do-Liste“ des Lebens nun abhaken zu können. Nichtsdestotrotz sei dieser Haken von einiger Sentimentalität begleitet. Denn gerade die Erfahrungen der vergangenen Jahre würden diesen Lebensabschnitt besonders machen; vor allem die Freundschaften, die bestanden oder sich entwickelt haben und „für die ich extrem dankbar bin“. Viele Male hätte sie in den vergangenen Wochen die Wörter „das letzte Mal“ von Lehrern, aber auch von Mitschülern gehört, bis hin zu dem „letzten Schultag“, der so lange herbeiersehnt wurde und nun doch nostalgisch wirke. Wie ein „Windstoß über die Seiten“ seien die vergangenen Wochen über das Buch des Lebens gezogen; und dennoch blicke sie optimistisch in die Zukunft. Ob mit oder ohne Gliederung würden sich die tausenden leeren Seiten, die sich ihnen nun in der Zukunft eröffnen, mit neuen Geschichten, Lebenserfahrungen, Träumen, aber auch Ängsten füllen. Doch bevor dieses neue Kapitel beginne, der nächste Windstoß über das Buch des Lebens hinwegfege, appellierte sie an ihre Mitabiturienten und auch liebgewonnenen Freunde, den letzten Abend als Schüler nochmals zu genießen, quasi den letzten Satz des Kapitels „Schulleben“ in des jeden persönlichen Lebensbuches zu vollenden.

Auch für den kommissarischen Schulleiter Christoph Müller sei es eine große Ehre, die diesjährige Abiturrede zu halten; zumal er mit den Schülern eine Gemeinsamkeit teile. Als er vor drei Jahren als stellvertretender Schulleiter an das Martin-Schleyer-Gymnasium kam, brachen sie quasi gemeinsam auf: Er in einen neuen Lebensabschnitt als Schulleiterstellvertreter, die Abiturienten hin zum Abitur. Und so richtete auch er seinen Fokus auf die Unsicherheiten des Alltags. Stabilität sei in der heutigen Zeit kein Selbstläufer; wichtige Entscheidungen trotz dieser Unsicherheiten zu treffen, hätten die Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren erlernt und seien Dank Leidensfähigkeit und Resilienz zu einer starken und vielseitig begabten Jahrgangsstufe herangewachsen.

„Die Welt von Morgen ist keine einfache, sie wird häufig als die BANI-Welt beschrieben“. Das Akronym, das die Welt als eine brüchige, ängstliche, nicht-lineare und schließlich auch unbegreifliche darstelle, treffe laut Müller den Zahn der Zeit. Ob die künstliche Intelligenz, der Verlust gewohnter Sicherheiten, fehlende Planbarkeit oder der Distanzunterricht während der Corona-Zeit; manches bleibe schwer verständlich, nicht nur global gesehen, sondern auch ganz konkret im Schulalltag. Es komme nicht darauf an, alles zu wissen, sondern „verantwortlich und durchdacht und mit Zuversicht den eigenen Weg zu gehen“. Deshalb wünschte auch er zum Abschied „alles Gute, viel Mut, viel Neugier – und nicht zuletzt: viel Freude“.

Nach dem Dank an das Abiballkomitee für die Organisation des Abends, an die Bigband unter der Leitung von Klaus Weiland für die musikalische Untermalung und an den ehemaligen Schulleiter Dr. Jürgen Gernert, der trotz seines Ruhestands die Zeit der Abiturientinnen und Abiturienten am MSG prägte und deshalb auch noch einmal gerne den Weg zum Abiball fand, folgte die feierliche Überreichung der Abiturzeugnisse und der Preise an die Abiturienten.

Mit verschiedenen Dankesreden der Leistungskurse an ihre Lehrer, Spiele und Quizrunden ging der Abiball schließlich in einen ungezwungenen Ausklang über, der mit verschiedenen Diashows und Bildern von Studienfahrten, Exkursionen und Landschulheimaufenthalten die Zeit am MSG Revue passieren ließ.

„Die Götter verlassen [nun] den Olymp“; das Abimotto ist Programm. Denn so könnte eben der letzte Satz dieses Schul-Kapitels im „Lebensbuch“ der Abiturienten lauten. Gemeinsam und sichtlich emotional verabschiedeten sie sich deshalb noch ein letztes Mal gemeinsam auf der Bühne von ihren Lehrern und der Schulgemeinschaft. Es wird nun eine größere Bühne als diejenige der Schule folgen, doch die Abiturienten haben bewiesen, dass sie die Zukunft unserer turbulenten Welt mitgestalten wollen und werden.