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Der Mediensucht aktiv den Kampf ansagen

Gastautor der Zeitschrift „Focus“ Florian Buschmann referierte zum richtigen Umgang mit Medien.

Die „Stellschraube Kind“ sollte das zentrale Thema des Mediensuchtabends am Martin-Schleyer-Gymnasium sein, das vom Verein der Freunde des Lauda-Königshöfer Gymnasiums für die Eltern aller Schulen im Stadtgebiet initiiert und organisiert wurde. Als Referent konnte man für den Abend den Autor Florian Buschmann von der Initiative „Offlinehelden“ rekrutieren, der inzwischen über 400 Veranstaltungen pro Jahr mit 10.000 Teilnehmern zum Thema Mediensucht betreut.

In seinem Vortrag referierte er über die Gefahren, denen Kinder (wie auch Erwachsene) ausgesetzt sind sowie Möglichkeiten einer nachhaltigen Prävention und Intervention der Mediensucht und einer nachhaltigen Medienerziehung.

In seinem Prolog des Abends fasste Buschmann Erfahrungen mit dem Umgang Jugendlicher zusammen. Der 23-jährige Psychologiestudent konnte aus eigener Erfahrung die Abgründe der Mediennutzung darstellen und erörterte, dass digitale und technische Regulierungmöglichkeiten von den Kindern viel zu einfach zu umgehen seien und die Chat-, Spiele- oder Handybranche nicht den Schutz der Benutzer, sondern vielmehr den Profit im Sinne trage.

Entsprechende Suchtmechanismen würden deshalb von der Gaming- und Chatbranche bewusst eingesetzt und etabliert. Die Kinder seien aber bis zum fortgeschrittenen Jugendalter von sich aus weder in der Lage, diese Gefahren einzuschätzen, noch ihrer Anziehungskraft von sich aus zu widerstehen. Tägliche Belohnungen in Spielen seien dabei förderliche Elemente zur Etablierung einer Sucht.

Ergänzend machte der Referent auch auf rechtliche Gefahren aufmerksam: So seien die Eltern bis zum vollendeten 18. Lebensjahr für die Chats ihrer Kinder verantwortlich und haftbar, unter Strafe stehende Chatinhalte würden auch von den Behörden konsequent und für viele unbewusst auch gesammelt und nachverfolgt; zugleich sei über diverse Apps auch das Tracken und Orten der Kinder für Dritte und Unbekannte ungehindert möglich.

Der Teufelskreis der Suchtentwicklung sei laut Buschmann also die Addition aus der Suche nach Spaß und der Flucht aus dem stressigen Alltag einer immer komplizierter werdenden Welt. Beides böte das Internet für die Kinder, die dort ihren eigenen, persönlichen „Schutzraum“ vor der realen Welt schaffen könnten, der damit zugleich eine wiederholte Steigerung des Suchtpotentials hervorrufe.

Da für Außenstehende und vor allem die Eltern die Gründe für die Flucht in den digitalen Raum oftmals nicht nachvollziehbar und zugleich von den Kindern auch nicht steuerbar sei, ist die Mediensucht demnach seit 2022 als eigetragene Krankheit in die ICD-Liste aufgenommen worden.

„Geregelte Schlafenszeiten“ und „kein Handy beim Essen“ empfahl der Referent schließlich als ersten Schritt, um der Komplexität des Themas Herr zu werden. Man müsse den digitalen Geräten Rahmen setzen und nicht die digitalen Geräte den Rahmen setzen lassen. Neben weiteren Strategien zur Handynutzung empfahl Buschmann schließlich auch einen kontrollierten Umgang mit den Endgeräten. Eltern müssten sich dabei bewusst werden, dass Kinder, Jugendliche und auch junge Erwachsene selbstständig nicht fähig seien, ihren eigenen Handykonsum zu reflektieren.

Während den Elternabend eine abschließende Fragestunde abrundete, stand für Florian Buschmann noch ein begleitender Workshop in der Unter- und Mittelstufe des Martin-Schleyer-Gymnasiums auf dem Programm. Dabei resümierte er am Ende der Woche den Erfolg des Projekts, das nun im zweiten Jahr in Folge am MSG stattfand: Wesentlich geringere Nutzungszeiten und ein offener Umgang der Schülerinnen und Schüler sowie individuelle Fragen zur psychischen Gesundheit zeige die positive Wirkung, die das Projekt auf die Jugendlichen habe. Eine gute Grundlage, um dieses Konzept auch zukünftig und langfristig weiter am Martin-Schleyer-Gymnasium zu etablieren.